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Frachtschiff „Nordland“ vor der Insel Kythira

Der aus dem Wasser ragende markante Eisbrecherbug der „Nordland“ ist nach ihrem Untergang zum „Markenzeichen“ der griechischen Touristeninsel Kythira geworden. Aber fragt mich nicht, was ein schiff mit der höchsten Eisklasse des Germanischen Lloyd eigentlich in der Ägäis zu suchen hatte!

„Nordland“ wurde im Jahr 1986 auf der Martin Jansen Werft in Leer im Auftrag der Nordland Papier GmbH speziell für den Transport von Zellstoff und Salz aus Finnland und Niederlanden gebaut. Etwa alle zehn Tage legte der Frachter in Bremen an, um seine Ladung zu löschen und sie auf Binnenschiffe zu verteilen, welche dann Rohstoffe zur Papierfabrik im Emsländischen Dörpen brachten. Seit 1997 operierte das Schiff dann auch auf internationalen Routen. Bis dahin zählte sie trotz ihrer Gesamtlänge von über 120 Metern zu Küstenschiffen für den Lokalbetrieb.


Es ist nicht genau bekannt, wie es im August 2000 zu einem Unfall kam, bei dem das Schiff nur 800 m vor dem idyllischen Hafendorf Diakofti auf die kleine vorgelagerte Felseninsel Prasonisi aufprallte. „Nordland“ und ihre 14-köpfige Mannschaft aus Polen, Kroaten und Kiribati waren auf dem Weg von Piräus nach Belgien mit einer Ladung von Perlit für Porzellanproduktion. Kurz nach dem Absetzen des Lotzen nahm das Schiff einen Autopilotkurs nach Süden. Auf der Insel erzählt man eine Geschichte, dass der polnische Kapitän ziemlich betrunken gewesen sein soll. Ob das wirklich stimmt, ist unbekannt. Jedenfalls wurden er und der Schiffseigner anschließend als Verantwortlichen zu empfindlichen Geldstrafen verurteilt.


Nach dem Aufprall begann „Nordland“ Leckwasser in den Maschinenraum aufzunehmen und sackte trotz Schlepperunterstützung langsam mit dem Heck bis auf den Grund in 30 Metern Tiefe ab. Dabei trat das Schweröl aus den Bunkern aus und verseuchte ein etwa 2 Seemeilen langes Stück Küste und Strand. Direkt nach dem Untergang steckten Brücke, Masten und teilweise die Schornsteinspitze noch aus dem Wasser. Sie müssen zusammen mit dem Großteil des Deckshauses nachträglich abgebrochen worden sein, da sie sonst eine Gefahr für die kleinen Boote und Yachten dargestellt hätten. So ist wohl ein riesiges Trümmerfeld ums gesamte Hinterschiff entstanden. Unklar ist, was es mit den zwei großen Arbeitspontons auf sich hat, die neben der „Nordland“ liegen. Ob sie schon bei der missglückten Schiffsrettung oder erst bei einem Unfall während der teilweisen Verschrottung in die Tiefe mitgezogen wurden. Es soll außerdem einen Käufer gegeben haben, der das Wrack für 300.000€ kaufte und es heben wollte, ohne dass ihm jemand vorher mitgeteilt hat, dass das Schiff schon längst zerschnitten wird.


Heute liefert das Wrack bei exzellenter Sicht gute Einblicke in ein modernes und technisch hochwertiges Schiff, von denen nicht allzu viele auf dem Meeresboden liegen. Einen kleinen Nervenkitzel bietet das Durchtauchen unter dem Schiffsboden mit einigen Tausend Tonnen Stahl über dem Kopf. Allerdings verliert das Wrack nach und nach seine Strukturfestigkeit, sodass eine der Seitenwände mit dem Kran bereits dem Seeschlag nachgegeben hat. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die komplette Bugsektion vom Rest des Rumpfes abbricht und das Wrack möglicherweise vollständig unter Wasser verschwindet.


Artikel außerdem veröffentlicht in der Zeitschrift "Wetnotes" Nr. 49

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