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Betonschiff „Le Serpent“ in Scharendijke, Niederlande

In einem der früheren Artikel ging es um ein griechisches Wrack, das von einheimischen fälschlicherweise, als „Betonschiff“ bezeichnet wurde. Diesmal geht es um einen echten aus Stahlbeton gefertigten Lastenkahn.

Die im Jahr 1921 vom Stapel gelassene „Le Serpent“ ist eins von 19 im französischen Le Havre gebauten und nach verschiedenen Reptilien benannten Schiffe. Das Besondere daran war eine damals innovative Bauweise aus Stahlbeton, mit der man versuchte die nach dem 1. Weltkrieg herrschende Stahlknappheit zu umgehen. Sie hatten keinen Antrieb und wurden zwischen Häfen geschleppt. Ursprünglich transportierte 52 Meter lange und 10 Meter breite „Le Serpent“ Kohle zwischen Großbritannien und Frankreich. Im zweiten Weltkrieg wurde sie zusammen mit drei Schwesterschiffen von der Wehrmacht beschlagnahmt. Nach dem Krieg blieb sie bis in die 1970-er Jahre in Betrieb und wurde nach der Außendienststellung in einem ehemaligen Arbeitshafen in Oosterschelde versenkt. Dort blieb sie für fast vier Jahrzehnte liegen, bis man angefangen hat, dem Wrack eine neue Bestimmung zu suchen. Im Gespräch war sogar die Nutzung als Partyschiff, bevor man sich entschied, es als Taucherattraktion und künstliches Riff erneut zu versenken. Glücklicherweise war es ohne Schiffsmotor und ohne den rostenden Schiffsrumpf nicht nötig, erst Kraftstoff, Schmiermittel und Farbreste zu entfernen. Nach der zwei Jahre andauernden Abfolge von Finanzierungs- und Auftragnehmersuchen, Genehmigungsprozessen und Absprachen mit der Berufsfischerei wurde das Wrack Anfang 2011 freigebaggert, vom Schlamm in den Laderäumen freigepumpt, wieder schwimmfähig gemacht und auf eigenem Kiel in den Grevelingenmeer verlegt. Anschließend wurde das Wrack für die neue Versenkung vorbereitet, indem einige Öffnungen verschlossen und andere wiederum vergrößert wurden. Somit sollte für die Taucher eine sichere Passage zwischen Innenräumen und nach außen geschaffen werden. Mitte 2011 wurde „Le Serpent“ in Scharendijke in einer Entfernung von 150 Metern vom Ufer versenkt. Leider ging es nicht nach Plan und das Wrack blieb in einer Grundtiefe von 29 Metern ruhen – mehr als doppelt so tief, wie ursprünglich angedacht. Dieser Tiefenunterschied sorgt häufig für schlechte Sicht von wenigen Metern, sauerstoffarme Umgebung mit wenig Leben und deutlich kälteres Wasser. Das Wrack war plötzlich nicht mehr erfahrungsunabhängig für alle Taucher, sondern nur noch für fortgeschrittene Taucher geeignet. Auch die Marinetaucher nahmen das neue Objekt für ihre Ausbildung dankbar an.


Für die Tauchanfänger wurden noch im gleichen Jahr zwei kleine Wracks in einer Tiefe von 12 und 10 Metern versenkt. Dennoch gab es auf „Le Serpent“ schon nach kurzer Zeit die ersten schwerverletzten und toten. Einige Bekamen in der Dunkelheit und Kälte des Wracks Panik und fanden ihren Weg aus dem Schiff nicht mehr. 2019 wurde für das Wrack ein Tauchverbot ausgesprochen. Nach einer Abwägung von mehreren Optionen bis hin zur Sprengung wurden alle betauchbare Räume im Vor- und Hinterschiff verschlossen, sodass nur noch die Laderäume und das Deckshaus zugänglich blieben. Zusätzlich wurden neue Führungs- und Markierungsleinen verlegt. Leider blieben neue Tauchunfälle auch danach nicht aus.


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